Uhuhertzlich willkommen in unserer virtuellen Burg
Knappen - Junker - Ritter
Wer bei dieser Überschrift innerlich zusammenzuckt, weil hier anscheinend doch Hierarchien von Bedeutung sind, sich Klassenunterschiede hinterrücks einzuschleichen scheinen und … Ganz im Gegenteil!
Im profanen Verein „Schlaraffia Potsdamia“ (der Stadtname ist je nach Reych frei austauschbar) sind alle Mitglieder gleichberechtigt, ihre Meinung zu äußern und gegebenenfalls Ideen und Änderungsvorschläge bei Äußerlichkeiten (Spielort, Umbau desselben, Styxerei (Bewirtung), etc.) einzubringen.
Was jedoch das Spiel angeht, sind die Regeln längst klar vorgegeben.
Interessenten, ob sie nur mal reinschauen wollen oder sich wirklich intensiver interessieren, bekommen bei ihrem Erscheinen eine halbe Jakobsmuschel umgehängt und werden dadurch als Pilger erkennbar. Wer sich dem Zauber unseres Spiels ergeben fühlt, muss eine Prüflingszeit „durchstehen“, in der er sich die fürderhin schweren Folgen (!!!) seiner Entscheidung, ein Schlaraffe werden zu wollen, bewusst machen kann.
Na, ja… Schwere Folgen wären gegebenenfalls der Vereinsbeitrag, denn Mieten für die Burg sind zu entrichten und die Styxe/Styxinnen arbeiten auch nicht „für umme“. Wer jedoch den Eintritt in das Schlaraffische Wunderland und ein wohlwollendes, kontinuierliches Erscheinen daselbst als eine Belastung ansieht, für den…
Schade, hat nicht sein gesollt ….
Solches lassen wir jetzt mal außen vor, denn den weiteren Werdegang gilt es zu beleuchten:
Sie sind nun gerade geneigt, sich dem Spiel zu ergeben, darum werden Sie - so wie dunnemals bei den alten Griechen eine Abstimmung erfolgte - gekugelt. Dazu werfen die anwesenden Sassen in geheimer Wahl eine weiße Kugel (wir nehmen Sie gern auf) oder eine schwarze Kugel (is‘ nich‘!) in ein verschlossenes Gefäß. Nach ordentlicher, sorgsamer Auszählung steht dann, bei vierfünftel Anzahl weißer Kugeln, fest, dass das Reych, zu aller Freude, ein neues Mitglied hat, das gewillt ist, als Knappe aufgenommen zu werden.
Na, dann: Willkommen an der Junkertafel!!!
Dem Knappen verdeckt von nun an die Sturmhaube das mehr oder weniger behaarte Haupt und es wird ihm, als wehrhaftes Utensil, die Partisane an die Hand gegeben, die, diesem Stand zugeordnete „Waffe“.
Halde mal, halde mal! Die einzig wirkliche Waffe ist die Zunge, gespitzt oder weich-feinsinnig, geführt von einem humordurchtränkten Gehirn! Alles weitere Werkzeug dient nur der Zierde, wenn ein Einritt zelebriert wird.
Macht was her, tut nichts… und gut is‘.
Aber jetzt!!!!! Wer denkt, er könne so einfach in die gehobenen Schichten Schlaraffiae eindringen, irrt gewaltig! Bald gilt es die erste Hürde zu meistern, die Knappenprüfung!
Der Junkermeister (zumeist hart, grausam, aber rücksichtslos! Ein übler Geselle, der mit einer Knute bewaffnet die aufsässige Truppe der Knappen und Junker in Schach hält/halten soll…) sollte sein Werk in der Zwischenzeit getan und die bisher ungeschliffenen „Zöglinge“ an die schlaraffischen Umgangsformen, sowie an Spiegel und Ceremoniale herangeführt haben. Das bedeutet für den Neuen ein wenig Lesen und sich ein paar Regeln einprägen. Ein Kinderspiel…
Nun kommt der Ritter Schulrat und es wird eine „übelst schwere“ Prüfung ersonnen, die Fragen aus dem Gelernten aufwirft. Bloß nicht Bange machen lassen. Auch Psychopharmaka können in derer Apotheker Schubladen weiter eines Kaufs warten. Wir befinden uns in einem Spiel! Natürlich sind die Fragen, wie auch die Antworten den zu Prüfenden bekannt. Wichtig allein ist das Spektakel am Abend der „Inquisition“. Man sagt es zwar nicht, aber „it’s showtime!“. Wer es kann, dem sei gestattet Ströme von Angstschweiß augenfällig zu vergießen, kreidebleich anzulaufen, hochroten Kopfes Kopf zu stehen… Pfiffigen ist natürlich (unvorbereitet für die Prüferseite) gestattet, die Gegenoffensive anzutreten und den Schulrat, gar den Fungierenden aus reinstem Wissensdurst zu quizen, weil da noch eine Frage wäre, die man als Anschlusswissen gern beantwortet hätte… Viva Schlaraffia! Sollste mal sehen, wie plötzlich die gestandenen Altsassen ins Rudern kommen – oder auch nicht. Es wäre jedoch den Versuch wert.
Oh, es gibt so schöne Dinge, die man da treiben kann……….!!!!!!
Und genau dazu ist der Junkermeister da. Er hat eigentlich die Aufgabe die Bengels (meist ja gestandene Mannsbilder mittleren Alters – Freund Willi kam erst mit 85 Jahren zum Verein und wollte zu seinem 90. „Wiegenfest“ gern zum Ritter geschlagen werden [Ein Pfundskerl, hellwach und immer zu Unfug aufgelegt]) anzuleiten, ihrer Spiellust (Dank seiner Erfahrung) noch einen draufzusetzen. Wenn jemand über die Stränge schlägt, wird der „Gestrenge“ gepönt (muss ein Bußgeld in den Reychssäckel werfen). Gaaaaanz vordringlich soll er jedoch die schlaraffische Jugend anhalten, brav zu Fechsen (einen verbalen oder musikalischen Beitrag zu leisten) und nicht vorlaut zu sein.
Ist die Prüfung bestanden - die man lustvoll vorsätzlich, von gutem Schauspiel begleitet willentlich verbaseln kann (kommt so gut wie nie vor) -, wird man Junker. Trug man bis dato nur eine fortlaufende (Eintritts-) Nummer an seiner Kopfbedeckung, ziert jetzt der Vorname den Junkerhelm. Die Partisane wird gegen den Junkerdolch getauscht.
Auch letzterer dient nicht dazu, einen unliebsamen Schlaraffenbruder in einem unbeachteten Augenblick zu meucheln, sondern ist nach dem, oben erwähnten Einritt wieder in der Waffenkammer abzugeben.
Richtig frech dürfen es die „Junkertäfler“ anlässlich der Junkernachtung treiben. Dabei können sie den Oberen mal so richtig zeigen, was sie von ihnen halten. Natürlich nicht aggressiv oder ehrverletzend, dafür deftig und auf jedwede Weise. Sie dürfen die Oberschlaraffen vom Thron verjagen, Marschall und Kantzelar aus ihren Seßhaften befördern und Unfug freien Lauf geben, wie es ihnen gefällt. Zu dieser Gelegenheit in andere Gewandungen zu schlüpfen, ist angesagt und Musik besonders erwünscht.
Auch andere „Schau-Spiele“ werden gern von den zuhauf genüsslich Harrenden betrachtet. Hauptsache: Da geht was ab!
Wer jetzt immer noch keine Lust bekommt, diesen Schabernack mitzumachen…
Die Zeit an der Junkertafel ist die schönste!
Manche wollen darum gar nicht von ihr lassen!